ChA Dr. med. Kraßler in Bolivien


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Dr. med. Kraßler, Chefarzt der Abteilung Anästhesiologie und Intensivtherapie, im Interview:

 

"Vor ca. einem Jahr fragte mich unsere Geschäftsführerin, Frau Russow-Böhm,  was ich für einen Geburtstagswunsch habe. Da dieser Geburtstag „rund“ war, sagte ich etwas kess „ich möchte 5 Tage Zeit“. Nachdem ich darlegte, was ich mit Zeit meinte, stand dann auf meinem Geburtstagstisch in der Klinik ein Wecker. Und so konnte ich am 25. Februar 2016 gemeinsam mit 3 Chirurgen, 2 Anästhesisten, 2 Studentinnen und 2 OP Schwestern aus anderen Einrichtigungen von Frankfurt nach Santa Cruz in Bolivien  fliegen. Unser Interplast-Germany Team erwartete hier nicht nur sommerliche Temperaturen, sondern auch eine Menge Arbeit.

Bereits nach Ankunft in Bolivien und Begrüßung durch unsere Gastfamilien begannen wir, die uns vom Krankenhaus ProSalud in Santa Cruz zur Verfügung gestellten OP-Säle einzurichten. Hier sowie in einem OP Saal mit 2 Tischen im Rehazentrum Cerniquem konnten wir in den nächsten 2 Wochen 140 Patienten,  davon viele kleine Kinder, operieren. Neben einer Vielzahl an plastischen Operationen bei Verbrennungswunden wurden Leistenhernien, Strumen und Gaumenspalten chirurgisch versorgt. Es wurden fast ausschließlich Patienten betreut, die sonst keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Entsprechend groß war auch die Dankbarkeit der großen und kleinen Patienten sowie ihrer Angehörigen.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Herrn Ullrich, Herrn Dr. Schwartze und den Mitarbeitern der Apotheke Dresden-Johannstadt bedanken, die den Einsatz medikamentös sichergestellt haben.

Die Arbeit mit dem Interplast erfahrenen Team hat sehr viel Spaß gemacht. Horst, ein plastischer Chirurg aus Lübeck, blickt auf 23 Jahre Einsatz-Erfahrung zurück. Einen Pneumothorax musste er in all den Jahren noch nie versorgen. So war es nicht verwunderlich, dass der Pneumothorax ausgerechnet  bei diesem Einsatz auftrat.  Schließlich war ja zum ersten Mal ein Kollege aus einer Thoraxklinik dabei. Gemeinsam konnten wir aber diese Komplikation gut beherrschen, so dass das 12-jährige Mädchen nach einer Woche Drainagebehandlung auf der Intensivstation nach Hause konnte. Man sah auf der Intensivstation Unterschiede zu den technisch hochgerüsteten Stationen,  die wir in Deutschland kennen. Aber das Engagement der pflegerischen und ärztlichen Kolleginnen und Kollegen ist genau so groß.

Organisiert wurde der gesamte Einsatz von unserem Teamleiter Dr. Gunther Kranert, ein anästhesiologischer Kollege, und von Helga Richter. Helga ist eine bemerkenswerte Frau,  deren 80. Geburtstag wir in Santa Cruz feierten. Sie war 1960 als Kindergärtnerin vom Außenministerium an die deutsche Schule nach Santa Cruz delegiert wurden und hat hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Sie ist zwar nun 80. Jahre alt,  ist aber voller Tatentrang in ihrem sozialen Engagement.  Gemeinsam mit ihren Freunden vom Rotaryclub Santa Cruz unterstützt sie die Arbeit des Interplast-Teams schon viele Jahre und ist auch bei der Suche nach finanzieller und materieller Unterstützung  für die arme Bevölkerung unermüdlich.

Der Einsatz für unser Team war ein großer Erfolg und speziell für mich eine beeindruckende und neue Erfahrung.  So möchte ich mich nochmals ganz herzlich für das unvergessliche Geburtstagsgeschenk „Zeit“ bei unserer Geschäftsführung bedanken und natürlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen,  die meinen ersten Interplast-Einsatz vorbehaltlos unterstützten".